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Ni hao
Shanghai Essen & Trinken
In & Out
Sprache
On the road again...
Ni hao
Easy going
S u. F. Demmer
Allgemeines

Eine höchst erbauliche Episode aus dem sich neigenden Jahr 2001. Es entwickelt sich ein Hörspiel. Es wirken mit: Unsere Helden (rot), Chinesische Helden (blau) und eine Spezialfirma für Telefonwarteschleifen (grün), die unerkannt bleiben möchte.

Die folgenden Vorgänge sind absolut repräsentativ für den Versuch in China irgendetwas größeres zu erledigen. Es geht nicht um die einzelnen Akteure, die alle (inklusive uns), wohl ihr Bestes geben. Aber es geht unter anderem um eine Reisegesellschaft, die mit englischer Homepage internationalen Service anbietet, was einen in China freut – zunächst. Aber rein ins Geschehen:

Es ist eine Woche vor Reiseantritt. Unser eigentliches Reisebüro (ein damals schnell wachsender amerikalnischer Anbieter, der zu SARS-Zeiten dann noch schneller kollabierte) hat es in drei Wochen nicht auf die Reihe gebracht, uns in Hainan ein Zimmer anzubieten – geschweige denn, sich bei drei persönlichen Rückfragen jeweils daran zu erinnern, dass wir überhaupt eines wollten. Also schauen wir ins Netz und finden eine sehr schöne Seite mit vielen Hotels inclusive einem, dass uns wirklich gefällt.

Der Preis über Sylvester wird allerdings etwas überraschend für ein Online-Buchungs-System mit “discuss” angegeben. Da ziehen wir es doch vor, per Telefon erst einmal zu discussen und dann erst zu buchen. Also wähle ich die im englischsprachigen City-Magazin “That’s Shanghai” angegebene Vor-Ort-Nummer des Reiseanbieters.

Schon nach erstem Läuten ertönt eine sehr freundliche Ansage – die allerdings - wieder ein wenig überraschend - komplett und durchgehend auf Chinesisch erfolgt. Scheint irgendetwas mit Wohnort und/oder Reiseziel zu tun zu haben. Ich beschließe einfach zu warten.

Nach einiger Zeit gehen die freundlichen chinesischen Fragen und Anweisungen wieder in Läuten über.

“Ni hao”, und  irgendeine chinesische Begrüßungsformel von einer freundlichen, sehr jung klingenden Dame.

“Ni hao, excuse me, do you speak English?”

”Ahh sorry, no, please wait.”

Eine infernalisch übersteuernde Pausenmelodie erklingt.

“Ni, hao”, - wieder die Formel - diesmal aber ein Herr.

“Ni hao, excuse me, do you speak English?”

”Ahh, yes, ahh, which place do you call?”

”Ah sorry, do you mean where I am calling from?”

”Ahh, yes!”

”Shanghai”

”Please wait”

Erneuter Pausenlärm.

“Ni, hao”, und wieder die Formel – wieder eine Dame.

“Ni hao, excuse me, do you speak English?”

”Ahh – no – please wait.”

Tudelidü - idealtypisch betrachtet – tatsächlich: Tidlirididirili ...

”Ni hao, ...(3. freundlich klingende Dame)”

“Ni hao, excuse me, do you speak english?”

”A little. What can I help you?”

”I want to make reservation at the Cactus Resort, Sanya, Hainan.”

”Ahh - where do you call.”

”Shanghai (eigentlich hatte ich ja angenommen, nur deswegen spräche ich mit ihr).”

”You want to book a Hotel?”

”Yes”

”Which Hotel?”

”The Cactus Resort, Sanya, Hainan.”

”Catuu...?”

”Cactus Resort: C – A – C – T – U – S, Cactus resort, Sanya, Hainan.”

”Cactus?”

”Cactus Resort: R – E – S – O – R – T. Resort”

”Cactus Resort. You want to book?”

”First I would like to know how much it is.”

”Cactus Resort?

”Yes. Cactus Resort.”

”Where?”

”Sanya, Hainan.”

”Sanya? You are at Shanghai?”

”Yes”

”Have you not tried hotels at Shanghai?”

”Ahh what? Ah no, no, no, I don’t need a hotel at Shanghai. From December the 30th to January the 3rd, we want to stay in the Cactus Resort Sanya. It is offered at your homepage in the internet.”

”Ahh, Sanya.”

”Yes Sanya, Hainan.”

”Please wait.”

Wieder Getöse

”Ah Mister (die gleiche Frauenstimme)”.

”Yes.”

”Which time?”

”December the 30th to January the 3rd.

”13th?”

”No 30th, Yi she er yue san she ri (30.12.).”

”You want to stay 21 Days?”

”What? No, no, no, no. Women yao qu Sanya zai yi she er yue san she ri (Wir  wollen nach Sanya fahren am 30.12.).

”AHH – you can speak Chinese?.

”Bu hao, yidian dian. (Nicht gut, nur sehr wenig, was, wie jeder Eingeweihte erkennt, wirklich stimmte - aber mit gutem Willen wäre durchaus erkennbar gewesen was wir meinten)”

”What do you want?” (Nicht, dass ich das schon mal gesagt hätte... aber vielleicht auf chinesisch... ?)

”Wo yao yuding yi ge ähhh (kurze Pause, Sandra hilft mir aus) - yige shuangrenfang. Lai zai yi she er yue san she ri. Feiji Shanghai zai yi yue san ri. (Ich will ein Doppelzimmer buchen. Komme am 30.12., fliege nach Shanghai am 03.01.)”

”Cactus Resort?”

”Yes, Sanya, Hainan.”

”Ahh – please wait.”

Learning by doing: In dieser Pause lege ich kurz den Hörer zur Seite und lausche auf das Verstummen der befremdlichen Geräusche

“Hello, Mister? (noch die gleiche Dame)”

“Yes?”

“Cactus Resort Sanya?”

”Yes (sie hat schon recht – ich hätte meine Meinung mittlerweile durchaus ändern können)

”Garden Room?”

”No, please sea-view-room.”

”Double room?”

”Yes, double room.”

”Garden room?”

”Ah - No please, no Garden Room.”

”You can see the Garden!”

”I know, but I want to see the sea.”

”You can have garden room, you can see the garden, ahh, and mountain room, you can see mountain, ahh, and seasight room, you can see the sea. ”

”Seasight please.”

”Double?”

”Yes Double”

”Twin bed?

”No, please king-size bed.”

”In the garden room you can see the garden!”

”I know, fine, but please sea-sight.”

”King-size bed? No twin bed? Same!”

”No, please king-size-bed. It is how much?”

”Please wait”

Ungern - aber ich warte erneut mit abgewendetem Hörer

”389 RMB .” (extrem günstig, daher ich verwundert:)

“389 RMB, King-Size-Seasight-Double-Room?”

”You can have garden room, you can see the garden, and mountain room, you can see mountain, ahh, and seesight, you can see the sea (es sei kurz angemerkt, dass ich mit einer lebenden Person sprach, nicht mit einem automatischen Kommunikationssystem).”

”I want a seasight-room.”

”389 RMB”

”Fine, we can make a reservation?

”Ahh, yes – please wait.”

... ... ... ... ... ...

”Hello Mister?”

”Yes”

”I am sorry. Can’t make reservation in this Hotel, to many questions.”

”Ahh,ah, I see, ... thank you. Bye bye.”

Daraufhin haben wir dann das Hotel direkt angerufen, die uns prompt ein Zimmer für 469 RMB anboten. Nur so zur Sicherheit habe ich dieses Angebot noch einmal an das Hotel mit Bezug auf das Telefongespräch per email zur Bestätigung geschickt.

Die Antwort kam wieder prompt unter dem Betreff “Kostenvoranschlag” für “Mr. Freidimann”: 799 RMB pro Nacht, mit der Bitte um Bestätigung – unterzeichnet von meiner Gesprächspartnerin am Telefon – also let’s discuss.

Ich habe freundlichst meinen Namen korrigierend (Reservierungen auf den falschen Namen sind in China schnell Luftnummern) zurückgemailt, dass das doch überraschend viel sei und wir so nicht bestätigen könnten.

Die Antwort war wieder sehr freundlich und bot nun den KingSize-Double-Sea-View-Room inclusive Frühstück für 580 RMB an.

So haben wir dann gebucht, weil die Zeit doch knapp wurde. Ist für China allgemein viel , aber über Sylvester werden speziell auf Hainan gerne auch 800-1600RMB für Resort-Zimmer mit westlichem Standard verlangt. Warten wir es ab... ;-)

Damit stand der Urlaub – fast. Unsere beim Reisbüro vor Ort  reservierten Flüge sollten bei Buchung nach Hause geliefert werden. Es müsse nur der Liefertermin vereinbart werden. Eine Woche vor Abflug wurde das nochmals bestätigt. 4 Tage vor Abflug war die zuständige Bearbeiterin leider nicht zu erreichen. Gestern, drei Tage vor Abflug waren die Reservierungen verloren gegangen, neuer Auftrag und neue Bestätigung notwendig... . Trotz hinterlassener Karte und Eintrag in Kundenkartei kam die Buchungsbestätigung für “Sriedemann Demmer” – wegen oben angesprochenem Problem also wieder neu.

Heute haben wir dann die Tickets persönlich abgeholt. Übermorgen fliegen wir – so hoffen wir... ;-).

Und genau so ist es eigentlich immer, ob Möbellieferung, Klemptner (rund 12 Reparaturen in vier Monaten – besser gesagt 4 Reparaturen jeweils drei mal), Bauarbeiter, Tageszeitung, Ausflugsbus ... es passiert – wenn überhaupt etwas – seltenst genau das, was besprochen war.

Die Kunst ist, mit diesem “fast richtig”, für das es im chinesischen tatsächlich einen fest stehenden Ausdruck (“chabuduo”) gibt - zu leben, das “richtig”, neben dem “fast” zu erkennen und zu erkennen, wann es von vorneherein auf mehr “fast” als “richtig” rausläuft – da gibt es nämlich deutliche Anzeichen (auch im obigen Beispiel: Wer will, kann versuchen rauszufinden, welche das waren). Aber wehe, es geht um Dinge, bei denen es kein “fast” gibt... - dann bleibt man völlig unabhängig von der Sprache lieber persönlich beim Verkäufer sitzen, bis man genau und nur das in der Hand hält, was man auch wollte... .

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Frieder Demmer: China-Beratung, Training, Coaching