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S u. F. Demmer
Shanghai Tagebuch
Dezember 2003

 

Nimen hao,

 Weihnachten naht – ein guter Anlass, wieder etwas von uns hören zu lassen, bevor wir am Samstag zu einer größeren Reise aufbrechen werden: drei Wochen Neuseeland stehen vor der TĂĽr. Auch wenn wir beide das noch kaum glauben können, da wir noch ziemlich in die Arbeit eingebunden sind.

 Hinter uns liegt ein langer, schöner Herbst mit vielen Sonnentagen, auch wenn es im Moment mal wieder regnet – das hat das Rundbrief-Schreiben wohl so an sich... Erst seit wenigen Tagen ist es wirklich kĂĽhl und das Thermometer steigt kaum mehr ĂĽber 10 Grad. Heute Morgen war erstmals die Scheibe von Sandras „Taxi“-Kollegen-Auto gefroren.

 Ende Oktober war Reis-Ernte. Leider sind all die Felder hinter unserem Compound mittlerweile verschwunden und vor den Compound-Toren dĂĽsen Bau-LKW’s hin und her (die wir aber bei uns zu Hause glĂĽcklicherweise nicht hören). Shanghai hat in diesen Tagen zur allgemeinen Ăśberraschung die 20 Millionen-Einwohner-Grenze ĂĽberschritten – d.h. in den letzten zwei Jahren mal locker 3 – 4 Millionen zugelegt. Da verwundert es nicht, dass auch am Stadtrand neues Bau- und Gewerbeland gebraucht wird. Man muss nun schon etwas weiter aus der Stadt hinaus fahren, um wirkliches Landleben zu erleben.

Bei der Masse an Leuten und steigendem Wohlstand nimmt leider auch der Verkehr kontinuierlich zu, was den Alltag deutlich anstrengender macht. Selbst fĂĽr kurze Strecken ist schwer kalkulierbar, wie lange man braucht: 10 Minuten, 1 Stunde?

 

Neben dieser immer wieder erstaunlich raschen Entwicklung mit all ihren unangenehmen Nebeneffekten gibt es aber glücklicherweise auch noch die andere Seite. So kann es einem derzeit passieren, dass man in einem Taxi oder Bus plötzlich ein Geräusch vernehmen kann, was eigentlich nicht so recht in diese motorisierte Umgebung passt: ein Zirpen. Es ist (jetzt schon fast war) Grillenzeit, und so haben einige Fahrer ein Döschen mit einem dieser zirpenden Gesellen als Glücksbringer bei sich. Nähert man sich den Blumenmärkten, so ist das Zirpen um ein Vielfaches lauter, denn hier werden die Grillen verkauft. Aber nicht nur die schöngemusterten als Glücksbringer. In viel größerem Umfang sind hier die kleineren aber besonders starken Artgenossen zu bekommen, denn es ist auch Grillenkampfzeit. Mit viel Ausdauer wird die beste Grille ausgewählt, immer wieder mit einem kleinen Stecken gereizt, um zu prüfen, ob sie auch wirklich für den Kampf geeignet ist – und wir waren schon überrascht zu sehen, dass so eine wütende Grille tatsächlich Eindruck schinden kann. Ist dann die Wahl getroffen, kann es losgehen. Zwei stolze Besitzer lassen ihre Grillen gegeneinander kämpfen. Zu sehen ist dabei aber für uns Westler fast nichts. Denn obwohl schon einige Zeit chinaerprobt, schaffen wir es kaum, uns schnell genug um das kleine Schälchen zu drängen und einen Blick zu erhaschen. Der Grillenkampf ist wirklich eine Wissenschaft für sich. An den Ständen mit all den zugehörigen Utensilien wird hingebungsvoll und höchst kritisch ein Steckchen nach dem anderen begutachtet, ob denn der Wollbüschel daran auch wirklich gut ist. Mit diesen Wollbüscheln werden die Grillen wiederum in kleine hammerförmige Hebevorrichtungen geschoben, mit denen man sie aus ihrem Töpfchen in die „Arena“ (ein anderes Töpfchen...) bewegen kann – und bei diesem Transfer darf natürlich ja nichts kaputt gehen... .

 Neben solchen kleinen Freuden des Alltags hatte Sandra das GlĂĽck, Ende Oktober ein Wochenende im vier Stunden entfernten Moganshan, einer Berg (oder vielleicht eher HĂĽgel)region im Norden Hangzhous, verbringen zu können. Der Vorstand der Deutschen Schule hatte das Lehrerkollegium dazu eingeladen, als Dank fĂĽr die geleistete Arbeit. Das sind die kleinen Leckerchen an einer Privatschule. Bei herrlichem Wetter wanderten wir durch Bambuswälder und Reisfelder und bekamen einen Eindruck von der Vielfalt der Bambusverarbeitung.

 

Frieder dagegen bekam im November das „Leckerchen“ seiner ersten Geschäftsreise nach Deutschland. 5 Termine in 5 Städten – aber schön war es schon und beruflich sehr interessant.

 

Ein bisschen weihnachtlich wird es auch hier bei uns im fernen China. Unsere Ayi schenkte uns völlig überraschend einen kleinen, künstlichen, aber tatsächlich ganz niedlichen Tannenbaum, den ihr nächstes Jahr vielleicht in Deutschland bewundern könnt (hat ja auch nicht jeder, so einen bunt-glitzernden Tannenbaum aus dem fernen Osten, oder?). Dazu kommen diverse Weihnachtsfeiern, Adventsbazar an der Schule...

 Nett war in diesen Tagen auch die Verabschiedung eines deutschen Paddelkollegen: Nach dem sonntäglichen Training im Drachenboot gab es vom Gaskocher GlĂĽhwein und ThĂĽringer BratwĂĽrste (ja, auch so etwas kann man mittlerweile in Shanghai bekommen – bzw. im Falle des GlĂĽhweines nach Geheimrezept selber brauen).

 Das ständige Kommen und Gehen bleibt dementsprechend aber ein Thema hier, im Freundeskreis und auch in der Schule. Im Januar werden wieder vier neue Kinder in Sandras Klasse kommen.

 Ebenfalls Thema Kommen und Gehen: Vor wenigen Tagen hat Sandra das Angebot der Verlängerung ihres Arbeitsvertrages mit der Deutschen Schule abgelehnt. Eine Entscheidung, die eigentlich schon einige Zeit fest stand, aber mit diesem Schritt war sie nun endgĂĽltig gefällt. So werden auch wir im Sommer gehen und erleben manche Dinge im Jahreslauf hier zum letzten Mal. Bei aller Freude auf die RĂĽckkehr ist jetzt schon auch Wehmut dabei – Shanghai ist schon ein besonderes Kaliber an Stadt und die Zeit in Asien war/ist ein wahres Erlebnis. Die RĂĽckkehr beinhaltet auch etwas Unsicherheit, wie alles im Sommer in Deutschland weitergehen wird. Sandra hat auf alle Fälle eine Stelle, aber bei Frieder ist vieles noch eher offen. Heute hatte seine Firma zusammen mit einem Kooperationspartner wieder eine ganztägige englisch-chinesische (keuch... ;-)) Marketingveranstaltung, die zumindest – obwohl Marketing – mit Gewinn abgeschlossen werden konnte und immerhin 30 Unternehmen, darunter auch wieder eine Reihe der wirklich GroĂźen (zum Teil zum wiederholten Male :-D) anlockte. Der Einstieg eines zusätzlichen privaten Investors bei HRO, die damit feststehende GrĂĽndung von HRObjective International in Hongkong sowie ein beständig leistungsfähigeres Partnernetzwerk lässt zumindest hoffen, dass sich das Ganze auch fĂĽr ihn letztlich angemessen ausgeht – aber da bleibt viel zu tun.

 

In einem halben Jahr werden wir schlauer sein ;-).

 

So ein paar Neuigkeiten von uns. Nun heißt es noch den Rucksack packen, und dann geht es bald los. Wir sind gespannt, wo genau wir dieses Jahr Weihnachten verbringen werden. Wo auch immer – wir werden in der Ferne an Euch denken und wünschen Euch jetzt schon ein Frohes Fest und alles Gute im Neuen Jahr.

 Zaijian

 Eure

 Sandra und Frieder

 

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Frieder Demmer: China-Beratung, Training, Coaching