Copyright for all contents by Sandra and Frieder Demmer. Jede Art der weiteren Verbreitung nur mit schriftlicher Genehmigung der Autoren.

Guiyang
Gelbe Berge
Hongkong
Peking
Guilin & Yangshuo
Guangzhou, Kanu
Hainan
Yangtze
Bangkok
Ko Samui
Mongolei
Yabuli
Hearbin
Jilin
Nanjing
Putuoshan
Sidney - NZL
Guangxi
Xinjiang
Chengdu
Bali
S u. F. Demmer
Unterwegs in China
Yabuli

 Eispisten –

Yabuli, Chinas größtes Skiresort

 Wir sitzen zum Aufwärmen in der spartanisch eingerichteten Talstation. Die TĂĽr geht auf, herein kommen die Athleten der alpinen Nationalmannschaft Chinas. Das ist ihr Rhythmus: Eine Abfahrt, dann heiĂźt es schon wieder aufwärmen. Die Nationalmannschaft trainiert auf den Touristenpisten, während das Provinzteam von Heilongjiang den WettkampfhĂĽgel besetzt hält, auf dem in einer Woche die Nationalspiele ĂĽber die BĂĽhne gehen werden. Verkehrte Welt? In Chinas Sportwesen, in dem die Provinzteams mehr Macht und Geld als die Nationalmannschaften haben, ist dies Alltag. Der Wettbewerb ist unerbittlich und wird nicht immer mit fairen Mitteln ausgetragen. Zu verheiĂźungsvoll die Aussicht ins Ausland reisen zu dĂĽrfen und vielleicht einmal ein „Held der Nation“ zu werden.

Am Tag zuvor hatten wir die Asienmeisterin im Langlauf getroffen. Warum China keine Langlaufnation sei? Sie haben nur vier Monate Schnee und in diesen vier Monaten ist es so kalt, dass kein Mensch gescheit trainieren könne – deshalb. Erst bei Minus 10-15 Grad finge es überhaupt an zu schneien. Sie ist 31, eigentlich ein gutes Alter für eine Langläuferin, aber zu alt für das chinesische System. Ihre Zeit ist vorbei. Aber immerhin war sie einmal bei Olympia. Jetzt will sie einen Beruf lernen. Sie sagt dies alles sehr ruhig und zurückhaltend – Bescheidenheit, die höchste chinesische Tugend – zumindest im privaten Rahmen... .

Noch ist China keine Skifahrnation, aber auch hier erwacht der Riese. Allein in der Umgebung von Peking wurden in diesem Jahr sechs Skiresorts eröffnet.

 

Wir aber waren in Yabuli, nördlich von Wladiwostok, wo sibirische Winde einem buchstäblich die Augenlieder zufrieren lassen und die 25 Minuten im halboffenen Sessellift zu einer besonderen Form der Selbstmarterung werden. Noch nie in meinem Leben habe ich eine Gesichtsmaske getragen – hier habe ich genau einen halben Tag ohne ausgehalten.

 

Schnee gibt es allgemein wenig, so dass Steilstücke schnell vereisen. Um die Bedingungen erträglich zu halten schaufeln Helfer Tag ein Tag aus über Holzrutschen Schnee aus den umgebenden Wäldern in die Piste – in China günstiger als Schneekanonen zu betreiben. Ein Pistenbully verteilt die Früchte dieser Arbeit – was ohne Ankündigung oder Warnung geschieht: Plötzlich liegt ein Haufen Schnee im Weg oder kommt einem ein Schneemobil auf der Piste entgegen... .

 

Fünf große Pisten kommen den Berg hinunter, eine blaue, alle anderen nach unseren Maßstäben im roten bis schwarzen Bereich, eine davon unpräpariert als Ski-Route – was hier manchen Anfänger im wahrsten Sinne des Wortes hart aufschlagen lässt. Dass Chinesen überhaupt Skifahren lernen ist jenem Mut der Verzweiflung zu zu schreiben, mit dem sie auch nach dem 20. Sturz mit verrenkter Schulter und gestauchter Hand immer noch nach oben fahren – „ertragen können“ ist eine zweite der klassischen chinesischen Tugenden.

 

Nach kurzer Enttäuschung über die eisige Liftfahrt und die harten Pisten haben wir letztlich drei schöne Ski-Tage unter strahlend blauem Himmel verbracht – das gilt noch mal mehr, nachdem wir erfahren haben, wie es zur gleichen Zeit in den Alpen aussah.

 

Weiterhin haben wir nette Leute aus Peking, Hongkong und Hangzhou getroffen und mit diesen gemeinsam des Abends in einem traditionellen Restaurant dieser Gegend im Schneidersitz auf einem flachen Ofen sitzend würzig gebratenes Lamm, dampfende Gemüse und Kartoffeln mit kräftiger Sauce genossen. Überhall hingen getrockneter Mais und Paprika. Vor der Tür lag der obligatorische Haufen Kohlen. Das Haus war schmucklos, Äußerlichkeiten zählen hier wenig, die Siedlungen sind durchaus geeignet so etwas wie Depression hervor zu rufen und die Bewohner Heilongjiangs gelten als mürrisch direkt. Aber das ist der sibirische Wind ja auch. Wir hatten eine gute Zeit.

 

[S u. F. Demmer] [Allgemeines] [Shanghai Tagebuch] [Wohnen in Shanghai] [Arbeiten in Shanghai] [Leben in Shanghai] [Unterwegs in China] [Bilder]

Frieder Demmer: China-Beratung, Training, Coaching