Hainan, Chinas tropisches Badeparadies
Hainan war das sechste und abschließende Ziel unserer kleinen Rundreise in Süd-Ost-China.
Ganz im Chinesischen Stil überschlagen sich die Prospekte Hainans mit Superlativen: “Oriental Hawai”, ”Remotest Cape of the World”, “Nr. 1 Beach of
the World”, “a seabed paradise ranking first in China and the third in the world”.
Zu all diesen Dingen können wir leider wenig sagen, da wir weder in Hawai waren, noch allzu viele Capes und schon gar nicht die besten Tauchreviere dieser Welt
gesehen haben. Unsere bescheidenen Schnorchelerfahrungen liegen in der Betagne, Türkei, Dubai und in Slovenien (Cres) und an Stränden sei noch der Paal 28 in
Texel/Holland erwähnt. Das alles fanden (und finden) wir eigentlich schon immer toll.
In welchen weltweiten Ranglisten auch immer Hainan wo einzuordnen ist, muss hier also offen gelassen werden. Wir ganz persönlich waren in unseren reichlich
knappen vier Tagen aber ziemlich und vor allem - das ist ja immer netter als umgekehrt - wachsend begeistert.
Wechselnde Tropenlandschaften, fabelhaftes Wetter, ein türkises mal ruhig mit über 10 Metern klarer Unterwasser-Sicht zwischen wunderschön rundgeschliffenen,
korallenbewachsenen Klippen wiegendes, mal in posterreifen Bade-Genusswellen
hereinrollendes Meer , reichlich frische Kokosnüsse, Kilometer lange, wirklich saubere, feine Sandstrände, an deren Wasserlinie Muschelsucher beim Wandern ins Schwärmen kommen werden. Wirklich schön. Und das
Inselresort auf der erst kürzlich für Touristen geöffneten, mit einer Fähre in 40 Minuten zu erreichenden Wuzhezhou Dao (sehr fantasievoll lautmalerisch mit “Woody Jo-Island” übersetzt), brachte all dies in vielleicht zehn Laufminuten zusammen: FABELHAFT und
dringendst als Tagestour oder gar Standort empfohlen! Das man uns dort nicht frei Schnorcheln lassen wollte, war weniger toll – aber ich zumindest hatte noch einen ausführlichen Gang bevor man uns
entdeckte und muss sagen, dass die hier gebotenen Blicke notfalls auch 25 oder 50 DM Gebühr wert wären: Vom Ufer weg farbige Korallen und mit etwas Geduld erstaunlich zutrauliche
Tropen-Fische: Allerdings ohne Neo wird es im Winter schnell kühl... - wir hatten unsere wohlweislich dabei, gäbe es aber auch zu leihen.
Unser Hotel (Cactus Resort Sanya – siehe “Ni Hao” – es war übrigens natürlich KEIN Zimmer reserviert... ) war für süd-ost-asiatische Verhältnisse nicht billig,
aber wir fühlten uns auch absolut nicht übervorteilt – im Gegenteil, es war alles sehr nett und sehr reell. Wer noch besser untergebracht sein will findet auch vier- und
fünf Sterne Resorts, von denen das Gloria (der grosse Bruder des Cactus), das Horizon (toller Park am perfekten Strand) und das Holiday Inn (grandiose offene
Lobby-Bar zum Strand) die bekanntesten sind. Sparen kann man u.a. mit Stadthotels in Sanya – wer aber hauptsächlich sparen will, sollte einfach nicht nach Hainan gehen.
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Unser Cactus Resort glänzte (fünf Fußminuten vom 8km-Sand-Strand der Yalong Bay gelegen) vor allem mit seiner gewaltigen Pool-Anlage mit integrierter Bühne
und “Maya-Pyramide”. Der Riesen-Pool mag so nah am Strand unsinnig erscheinen, aber am Sylvesterabend wurden wir hier Zeuge einer vielleicht nicht
künstlerisch vollkommen ausgereiften, aber eben durch die Nutzung der ganzen Park- und Pool-Szenerie, der Verbindung von Tänzen, Licht, Feuer und Wasser
letztlich wirklich beeindruckenden Show rund um das Thema “Mayas” – inklusiver Teil des Sylvester-Buffets für 25 DM. Dies auch zum Thema “reell”.
Dass sich im Anschluss an die Vorführung zig Chinesen ausgerechnet zu den Beats des Deutschen Tecno-Tracks “Ich bin gut zu v(-oder doch: V?)ögeln” ausgelassen
auf die Bühne stürzten, war ein wohl eher ungewollt humoriges Highlight... . Die dann innerhalb von Minuten aufkommende tanzende Lockerheit unter Chinesen fast
aller Altersstufen wiederum war – wie es hier immer wieder so schön heißt – wirklich “stunning”.
Hainan selber ist mit rund 200km Ausdehnung eine sehr beachtliche Insel am südlichsten Zipfel Chinas. Mit berühmten Tropenbaderevieren wie Hawai und der
Dominikanischen Republik verbindet es die geographische Höhe von rund 20
Grad, was für ganzjähriges Jubelwetter steht. Rund 30 Volksgruppen mit mehr oder minder ausgeprägten eigenen Kulturen (zumindest die vor Jahrhunderten aus Persien eingewanderten,
muslimischen Hui heben sich deutlich ab), sowie die schon angesprochene, abwechslungsreiche Landschaft aus türkisem Meer, klassischen Stränden und malerischen
Felsenküsten, über von Palmen und Pinien eingerahmte Nassfeldebenen bis zu Mittelgebirgszügen mit tropischen Wäldern, geben Hainan ein touristisches Potiential, dass bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist.
Bis zum vorigen Jahrhundert war Hainan vielmehr noch eine Strafkolonie, die laut Lonely Planet Guide in 1000 Jahren von genau 18 Gästen freiwillig besucht wurde
und der Führer fährt fort, dass das heutzutage die mittlere Touristenquote pro Sekunde ist :-).
Zur Zeit ist Hainan hauptsächlich Refugium wohlhabender oder anderweitig verdienter Chinesen und Südostasiaten sowie sonnensuchender Expats.
Direktreisende aus dem Westen sind eine absolute Ausnahme. Das bedeutet auch, dass ausserhalb der teuren Resorts in der Regel kein Englisch gesprochen wird.
Wer Hainans Hinterland mit seinen zum Teil wohl wirklich urigen Dörfern erforschen will (dazu kamen wir nicht), sollte Malariaprophylaxe, Wanderlust und
reisetaugliche Chinesischkenntnisse mitbringen – oder sehr viel Geduld und Fehlertoleranz haben.
In den Resortgebieten stellt Malaria im übrigen wohl kein Problem mehr da – zumindest waren wir offensichtlich die absolut einzigen Touristen, die sich damit auseinandergesetzt hatten.
Einzige “Plage” die uns zu ohren gekommen ist: Es soll manchmal Probleme mit Sandflöhen geben – just heard about... .
Zusammengefasst: Wer in China wohnt, für den ist Hainan fast ein Muss – alle anderen müssen sich zumindest keine Sorgen machen, wenn sich “Hainan” auf
ihrer Reiseroute wiederfindet. In jedem Fall ist Hainan eine weitere, für die meisten wohl eher unerwartet schöne Seite unseres gewaltigen und wahrhaft vielfältigen Gastgeberlandes.
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